Projekt CO2-100minus: Erstmalig Fahrzeug mit alleinigem Autogasantrieb

Erste Ergebnis-Präsentation in Saarbrücken

9. Dezember 2008

Wenn der Begriff «Gas» in Verbindung mit Auto fahren fällt, dann stellen sich bei vielen Verkehrsteilnehmern immer noch die Nackenhaare oder der pure Angstschweiß bricht aus. Auto fahren und Gas, da werden Begriffe wie «explodieren», «in die Luft fliegen» und dergleichen schlimme Dinge assoziiert. Warum? Weil trotz großer Aufklärungsarbeit von Herstellern, Anbietern und Zulieferern beim Großteil der mobilen Bevölkerung immer noch völlig falsche Vorstellungen von Autogas (Kürzel: LPG) herrschen. Weil viele Verkehrsteilnehmer ignorant gegenüber dem Thema sind oder vielleicht auch einfach nur zu faul und zu bequem, um sich mit den daraus resultierenden Vorteilen zu befassen. Doch Kfz-Besteuerung, Klimadebatte und Spritpreisspirale sensibilisieren viele Menschen, die tagtäglich mit dem Auto unterwegs sind, immer mehr für das (Reiz)thema «Auto und Gas».

Forschung und Wissenschaft arbeiten mit Hochdruck an der Effizienz-Steigerung dieser Antriebsart in ökologischer und ökonomischer Hinsicht. An der «Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes» (HTW) in Saarbrücken wurden jetzt die ersten Ergebnisse des Projektes «CO2-100minus» präsentiert. Der Projektauftrag war klar definiert: «Rüsten sie ein Auto auf Autogas um und optimieren sie es so, dass am Ende weniger als 100 Gramm CO2 pro Kilometer den Auspuff verlassen.» Weshalb das Projekt auch seinen Namen erhielt: «CO2-100minus.» Dazu arbeiteten die beiden Saarbrücker Wissenschaftler Prof. Dr. Thomas Heinze und Prof. Dr. Harald Altjohann mit Unterstützung von etwa einem Dutzend Partner aus der Industrie und zweier Ministerien seit Monaten an der Verwirklichung dieser Aufgabenstellung. Beim niederländischen Gasanlagen-Hersteller «Vialle» wurden ein Fiat 500 und ein Hyundai i10 auf Autogas umgerüstet. Im Benzinbetrieb wiesen die beiden «Autozwerge» mit ihren 69 bzw. 67 PS auf dem Papier eine CO2-Emmission von je 119 Gramm auf.

Bei der ersten Ergebnis-Präsentation wurde eine bisherige These widerlegt: Die nämlich, dass Autogas-Pkw für den Start des Triebwerkes und den ruckelfreien Warmlauf in der Startphase nicht auf Benzin verzichten könnten. Dazu hatten Studenten der HTW den Benzintank des Versuchsfahrzeugs, ein Hyundai i10, ausgebaut. Die Monovalenz, also der alleinige Autogas-Betrieb war ein wichtiger Baustein der Untersuchungen. Die Wissenschaftler machten sich die höhere Klopffestigkeit von Autogas (ca. 107 Oktan) gegenüber Benzin (ca. 95 Oktan) zunutze. «Schon die Umrüstung auf Autogas ergab eine CO2-Einsparung von etwa zehn Prozent», erklärte Heinze. Weitere Einsparungen ergaben sich durch spezielle Schmierstoffe, Leichtlaufreifen oder auch ein verbessertes Abgassystem.

Der Monovalenz des Versuchs-Fahrzeuges kommt in zweifacher Hinsicht Bedeutung zu. Die Verbrauchswerte und der dadurch bedingte Schadstoff-Ausstoß eines Verbrennungsmotors sind in der Startphase ungleich höher als dies bei einem Aggregat der Fall ist, das bereits auf Betriebstemperatur läuft. Eine Optimierung der Motorsteuerung ausschließlich auf Autogas eröffnet weiteres Einsparungspotenzial. Bisher notwendige unterschiedliche Motorkennfelder für zwei unterschiedliche Kraftstoffarten entfallen. Die Monovalenz ergibt sich unter anderem durch eine flüssige Einspritzung des Autogases in das Ansaugrohr mit einem erhöhten Druck bis zu 15 bar. Dabei wird das LPG erst nach der Einspritzung durch die Entspannung gasförmig. In den meisten bisherigen Autogasanlagen wird dagegen ein Verdampfer eingesetzt, der erst durch das Kühlwasser auf Betriebstemperatur gebracht werden muss.

Autogas wird in Deutschland immer beliebter, der Absatz hat sich in den vergangenen vier Jahren von 100 Millionen Liter per anno auf 500 Millionen Liter verfünffacht. Dies erklärte bei der Ergebnis-Präsentation der Sprecher des Autogas-Marktführers «Westfalen AG», Jürgen Ewert. Mittlerweile fahren auf unseren Straßen 300.000 Fahrzeuge mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff, den sie an über 4.500 Tankstellen problemlos und völlig ungefährlich «verkosten» können. Auch die Industrie hat die Vorteile von LPG mittlerweile erkannt. Immer mehr Hersteller bieten für ihre Modellpalette Autogas direkt oder als autorisierte Umrüstung in ihren Fachwerkstätten an. Er sei sicher, so Erwert, das Branchenziel von einer Million Autogas-Pkw bis zum Jahr 2015 zu erreichen oder sogar zu übertreffen. Hilfreich dabei ist auch, dass LPG bis zum Jahr 2018 weiterhin steuerlich begünstigt ist.

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